Hunde sind ebenso an stärkehaltige Nahrung angepasst wie der Mensch

In einer aktuellen Studie wurde der Zusammenhang zwischen den Nahrungsgewohnheiten verschiedener Tierarten und den Kopien des Amylase-Gens untersucht.

Dabei zeigen die Ergebnisse deutlich: Je höher der Stärkeanteil in der Nahrung einer Tierart ist, desto mehr Amylase-Genkopien sind im Genom enthalten. Tatsächlich haben nicht verwandte Säugetiere, die in verschiedenen Lebensräumen leben und verschiedene Arten von Nahrungsmitteln essen, eine ähnliche Anzahl von Amylase-Genkopien, wenn ihre Nahrung einen ähnlichen Stärkegehalt aufweist. Auffällig ist dabei, dass Tiere wie Mäuse, Ratten, Schweine und Hunde, die seit Tausenden von Jahren in engem Kontakt mit Menschen leben, sich schnell an die große Menge an Stärke in der menschlichen Nahrung angepasst haben. Sie haben vergleichbar hohe Anzahl an Amylase-Genkopien wie der Mensch (siehe Bild 1).

Auf dem zweiten Bild ist zu erkennen, dass Hunde – trotz großer Unterschiede zwischen den Rassen – zwar eine sehr hohe Anzahl an Amylase-Gen-Kopien besitzen, aber verhältnismäßig wenig Amylaseaktivität im Speichel aufweisen (allerdings signifikant mehr als der Wolf). Dass im Hundespeichel keine besonders hohe Amylaseaktivität gefunden wurde, ist nicht verwunderlich, da Hunde ihre Nahrung bekanntermaßen nicht besonders gründlich durchkauen. Da sich die Nahrung nicht lange im hündischen Maul aufhält, muss dort – anders als beispielsweise beim Menschen – das Enzym zur Stärkeaufspaltung nicht besonders aktiv sein.

Die Forscher:innen stellen fest, dass bei Hunden aufgrund des nahen Zusammenlebens mit dem Menschen und dem damit verbundenem Verzehr stärkehaltiger Nahrung sowohl die Anzahl der Amylase-Genkopien auch als die Amylaseaktivität im Speichel im Vergleich zum Wolf stark zugenommen hat.Damit sollte auch endgültig klar sein: Der Hund kann nicht als reiner Fleischfresser bezeichnet werden und die Ernährungsweise des Wolfes lässt sich nicht auf den Hund übertragen. Aufgrund der massivst verschiedenen Lebensräumen und den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten, haben sich die Hunde physiologisch an eine stärkehaltige Nahrung angepasst. Damit sollten sie, ebenso wie Menschen, Schweine oder Ratten, ganz klar als Allesfresser betrachtet werden.


Referenz:
Pajic, P., Pavlidis, P., Dean, K., Neznanova, L., Romano, R. A., Garneau, D., … & Gokcumen, O. (2019). Independent amylase gene copy number bursts correlate with dietary preferences in mammals. Elife, 8, e44628.
(frei zugänglich)


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