Sind kleine Hunde schlechter erzogen?

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Kleine Hunde werden oft als unerzogen wahrgenommen. Sie gelten als nervös und leichter reizbar und schnappen schneller mal zu. Nicht umsonst werden sie oft als „Wadenbeisser“ oder „Kampfhamster“ bezeichnet. Aber stimmt es, dass kleine Hunde schlechter erzogen sind?

Christine Arhant und ihre Kollegen von der Universität Wien haben in einer Studie untersucht, ob kleine Hunde tatsächlich schlechter erzogen sind als ihre größeren Artgenossen und welche Ursachen es dafür geben könnte. Dazu wurden fast 1300 Fragebögen ausgewertet, die Fragen zum Charakter von Hund und Herrchen/Frauchen, zum Erziehungsstil und zum Verhalten des Hundes umfassten.

Zur Auswertung wurden die Hunde in zwei Gruppen eingeteilt: Hunde, die weniger als 20 kg wiegen zählten zu der Gruppe der kleineren Hunde, während Hunde, die über 20 kg wiegen den großen Hunden zugeordnet wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass kleinere Hunde von ihren Haltern als ungehorsamer, aggressiver und reizbarer sowie ängstlicher eingeschätzt werden als größere Hunde. Allerdings liegt das nicht an den Hunden, sondern an den Besitzern! Die Resultate lassen nämlich erkennen, dass Besitzer kleinerer Hunde Regeln im Alltag mit dem Hund für weniger wichtig erachten und diese weniger konsequent durchsetzen. Außerdem spielen die Besitzer kleinerer Hunde im Allgemeinen seltener mit ihrem Vierbeiner und trainieren auch weniger.

Zur Ehrenrettung der kleinen Hunde muss man deshalb natürlich sagen, dass sie sich selbstverständlich genauso gut erziehen lassen, wie die Großen – nur muss der Besitzer dann auch genauso konsequent sein.

Dass bei kleinen Hunden automatisch angenommen wird, dass sie unerzogener sind, kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen: Während der gute Gehorsam meiner großen Mira meist als selbstverständlich angesehen wird, sind die Leute oft verwundert, dass auch meine kleine Milou gut erzogen ist.

Ich muss auch zugeben, dass es mir bei der Kleinen öfter schwer fällt, wirklich konsequent zu sein.

Referenz:

Arhant, C., Bubna-Littitz, H., Bartels, A., Futschik, A., & Troxler, J. (2010). Behaviour of smaller and larger dogs: Effects of training methods, inconsistency of owner behaviour and level of engagement in activities with the dog. Applied Animal Behaviour Science, 123(3), 131-142.

2 Kommentare

  1. Oh ja, ich habe nun auch einen kleinen Hund und werde immer gelobt, dass sie doch so gut gehorcht. Klar freut mich das, Lob tut schliesslich immer gut, aber ich komme mir immer komisch vor, weil Lotta nichts besonderes gemacht hat, sondern einfach nur gekommen ist, als ich sie gerufen habe oder sich auf ihren Pobbes gesetzt hat, als ich es ihr sagte. Das sollte doch jeder Hund koennen!
    Ich finde es auch schade, dass viele Kleinhundehalter so inkonsequent sind, kleine Hunde sollten schliesslich genau so wie grosse Hunde erzogen werden, auch Wadenbeisser stammen vom Wolf ab! 😀
    Liebe Gruesse,
    Paula und Lotta

  2. Das deckt sich auch absolut mit unseren Erfahrungen! Und genau den Eindruck hatten wir auch, dass es nicht an den Hunden und ihrer Größe lag, sondern an den Haltern, die bei kleineren Rassen oft nachsichtiger sind…klar, wenn so 5 kg an der Flex-Leine ziehen ist das ja nicht so schlimm, als wenn sich 40 bis 60 kg in die Leine werfen… Was ich aber viel schlimmer finde: Oft haben wir beobachtet, dass wenn kleinere Hunde uns angingen, deren Halter das sogar amüsant fanden und den Mut ihrer Hunde gelobt haben, statt sie zurück zu rufen…und wenn ich dann mal zurückwuffte und nach vorne sprang, da wurden wir beschimpft… Mein 2-Beiner nimmt sowas ja locker, er meint, die müssen ja mit ihrer Ignoranz leben und nicht er, aber ich als Hund… *grrrrr*

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