Ein britische Studie hat Halter:innen von kurzköpfigen und nicht-kurzköpfigen Hunderassen nach ihren Kaufmotiven befragt. Der Faktor, der bei den Menschen, die sich für kurzköpfige Hunde entschieden, am meisten zum Kauf beitrug, war die äußere Erscheinung.
Weiter Faktoren waren die Größe und die mutmaßliche Eignung als Familienhund.
Den Gesundheitszustand der Rasse fanden die Halter:innen kurzköpfiger Rassen weniger relevant für die Kaufentscheidung als Personen, die sich für eine Rasse mit normallangem Schädel entschieden.
Auch in einer weiteren Studie konnten Unterschiede in der Kaufmotivation bei verschiedenen Rassen festgestellt werden. In dieser Untersuchung wurden 846 Halter:innen von vier verschiedenen Rassen nach ihren Kaufmotiven befragt: Cavalier King Charles Spaniel, Französische Bulldogge, Chihuahua und Cairn Terrier. Auch hier konnte festgestellt werden, dass die Wichtigkeit von guter Gesundheit und optischer Erscheinung zwischen den Käufer:innen der verschiedenen Rassen unterschiedlich war. Zum Beispiel ging es den Personen, die sich für eine Französische Bulldogge oder einen Cavalier King Charles Spaniel entschieden vor allem um das besondere Aussehen. Außerdem waren den Menschen, die einen Chihuahua oder eine Französische Bulldogge kauften, gesundheitliche Aspekte weniger wichtig.
Auch im Kaufverhalten unterscheiden sich Käufer:innen von kurzköpfigen Hunden. Sie suchten die Hunde häufiger über einschlägige Welpen-Verkaufsportale, verlangten seltener nach Gesundheitsnachweisen und wollten auch seltener die Elterntiere sehen.
All diese Faktoren deuten darauf hin, dass es Menschen, die sich für den Kauf einer Qualzucht entscheiden, mehr um das äußere Erscheinungsbild als um die Gesundheit des Tieres geht.
Auch wenn diese Studien konkret brachycephale Hunderassen im Fokus haben, liegt die Vermutung nahe, dass diese Mechanismen auch bei anderen Qualzuchten eine Rolle spielen.
Wahrnehmung vs. Realität
Weitere Gründe, warum sich Menschen für eine Qualzucht entscheiden, sind zum einen Unwissenheit, aber auch eine gewisse Wahrnehmungsverzerrung.
Das zeigt sich eindrücklich in einer weiteren britischen Studie aus dem Jahr 2019.
Hier wurden 2168 Besitzer:innen brachycephaler Rassen (Möpse, Französische und Englische Bulldoggen) zur Gesundheit ihres Tieres sowie der Hund-Halter-Beziehung befragt.
Die am meisten berichteten Krankheiten waren Allergien (27%), Hornhautgeschwüre (15,4%), Infektionen der Hautfalten (15%) und Brachycephales obstruktives Atemwegssyndrom (BOAS; 12%).
Knapp 1/5 der Personen gab an, dass ihr Hund bereits mindestens einer korrigierenden Operation unterzogen wurde.
36,5% berichten über Probleme bei der Wärmeregulation und 17,9% gaben Probleme beim Atmen an.
Obwohl ein Bewusstsein für mögliche rassebedingte Gesundheitsprobleme besteht, schätzen 70,9% der Halter:innen ihren Hund als besonders gesund ein. Paradoxerweise bewerten gerade mal 6,8% der Personen ihren Hund als weniger gesund als den Rassedurchschnitt (siehe Bild unten).
Die Hund-Mensch-Beziehung wurde von den Besitzern aller untersuchten Rassen als besonders eng beschrieben.
Der Besitz brachycephaler Hunderassen ist ein komplexes Phänomen, das durch extrem starke Hund-Halter-Beziehungen und unrealistische Wahrnehmungen der Gesundheit des eigenen Tieres gekennzeichnet ist. Demgegenüber steht ein hoher Krankheitsgrad relativ junger Hunde.
Diese Wahrnehmungsverzerrungen scheinen auch bei der Beurteilung der Gesundheit des eigenen Tieres im Vergleich zu anderen Rassevertretern zu bestehen.
Wer kauft Qualzuchten?
Käufer:innen von kurzköpfigen Hunden sind eher jung und kaufen sich ihren ersten Hund – sie haben also keine Vorerfahrung mit anderen Hunden.
Zudem leben Menschen mit kurzköpfigen Hunden eher in einer Wohnung als in einem Haus und sie haben häufig Kinder.
Hier spielt also vor allem die Größe und die vermutete Kinderfreundlichkeit von Mops und Französischer Bulldogge eine Rolle.
Ja ja, das mit den Rassebeschreibungen ist auch so eine Sache…
Eine weitere Studie legt nahe, dass auch die Persönlichkeit des Menschen eine Rolle spielt. Sie unterscheidet in 2 Typen an Halter:innen.
Diejenigen, die intrinsisch motiviert sind – also diejenigen, die vor allem einen inneren Antrieb haben und den Hund vor allem als Sozialpartner schätzen. Diese haben häufig eher Mischlinge und ihnen ist das Wesen des Hundes wichtiger als äußere Erscheinung.
Und dann gibt es die extrinsisch motivierten Menschen, denen Zuspruch von außen und soziale Anerkennung wie zum Beispiel ein bestimmter Status wichtig sind.
Diese sehen den Hund eher als Statussymbol oder als Markenzeichen.
Allerdings muss man bei der Interpretation dieser Ergebnisse sehr vorsichtig sein, da es nur eine sehr geringe Teilnehmerzahl gab (N = 9) und die angewendete Interviewmethode recht fehleranfällig ist.
Übrigens würden sich 93% der Halter:innen kurzköpfiger Hunde wieder diese Rasse zulegen
Und 65% empfehlen „ihre Rasse“ auch anderen Menschen.
Und genau deswegen ist Aufklärung über dieses Problem weiterhin extrem wichtig!
ich finde die Züchter sollten vor Verkauf,die Atemprobleme beheben lassen müssen, ohne dieses dürfen die Hunde nicht verkauft werden
Damit ist das Problem leider nicht gelöst. Dadurch bleiben ja die kranken Hunde trotzdem in der Zuchtpopulation und es ändert sich langfristig nix.