Nach wie vor besteht die Annahme, dass das Füttern aus der Hand die Bindung eines Hundes zu seinem Menschen stärkt. Der Hund bekommt also seine Mahlzeiten nicht aus dem Napf, sondern über den Tag verteilt aus der Hand der Bezugsperson. Aber was ist Bindung überhaupt und ist eine Handfütterung sinnvoll?
Noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ging man davon aus, dass die Mutter-Kind-Bindung klassisch konditioniert ist und über die Gabe der Muttermilch funktioniert.
Also die Mutter ist zunächst ein bedeutungsloser Reiz, aber weil diese nun mal immer anwesend ist, wenn das Baby sein Bedürfnis nach Nahrung gestillt bekommt, wird sie „nebenbei“ mit einem guten, zufriedenen Gefühl verknüpft.
Harlows Experimente
Dass dieser Zusammenhang nicht ganz so einfach ist, hat bereits Harlow in den 1960ern mit seinen – ethisch durchaus umstrittenen – Versuchen zum Bindungsverhalten kleiner Rhesusäffchen gezeigt. Er zog die kleinen Affen in einer Laborumgebung auf, in der lediglich zwei „Sozialpartner“ zur Verfügung standen: eine „Drahtmutter“, ein Drahtgestell mit affenähnlichem Gesicht und eine integrierten Trinkvorrichtung, und eine „Fellmutter“, bei der das Drahtgestell mit einem flauschigen Stoff überzogen war (Bild 2). Nun hat er die Zeit gemessen, wie lange sich die Affenbabies bei welcher „Mutter“ aufhielten. Würde die Futterkonditionierungsthese stimmen, wären sie den größten Teil des Tages bei der Drahtmutter. Tatsächlich ist dem aber nicht so. Die kleinen deprivierten Äffchen klammerten sich fast den ganzen Tag an die „Fellmutter“ und gingen nur zum Trinken zur „Drahtmutter“. Und auch wenn Harlow die Äffchen mit potenziellen Gefahren konfrontierte, suchten sie bei der „Fellmutter“ Schutz.
Diese sind deutliche Hinweise darauf, dass Bindung vor allem mit einem Sicherheitsgefühl zu tun hat.
Viele weitere Studien auf diesem Gebiet – auch mit Hunden – zeigen klar: Bei Bindung geht es vor allem darum, Sicherheit zu geben. Es gibt wiederum keine Studien, die zeigen, dass Handfütterung irgendeinen Vorteil für die Bindung bringt.
Eine gute Bindung zwischen Hund und Mensch entsteht vor allem dann, wenn die Bezugsperson einen verlässlichen Sozialpartner darstellt und man die kleinen und großen Herausforderungen des Alltags gemeinsam meistert.