Ich weiß, was du tust!

In dieser brandaktuellen Studie hat das Forscherteam um Sarah Marshall-Pescini  untersucht, ob Hunde die Handlungen eines Menschen als zielgerichtet erkennen.

Die Autorinnen haben diese Fragestellung mit der sogenannten Gewöhnungs-Entwöhnungs-Methode getestet. Dass heißt, dass dem Hund wiederholt ein bestimmter Ablauf gezeigt wird, bis sich dieser daran gewöhnt hat. Danach werden bestimmte Parameter in diesem Ablauf verändert und es wird gemessen, wie sich aufgrund dessen die Aufmerksamkeitsdauer des Hundes ändert.

 

In diesem Experiment wurden 52 Hunde getestet, die zufällig auf zwei Versuchsgruppen aufgeteilt wurden: die Gruppe Mensch und die Gruppe Box.

In der Gruppe Mensch beobachten die Hunde, wie ein Mensch bestimmte Aktionen ausführt. Im Gegensatz dazu werden diese Aktionen in der Gruppe Box von einer schwarzen Box „ausgeführt“, die durch einen Stab von dem nicht sichtbaren Versuchsleiter gesteuert wurde.

 

Ablauf:

Bevor der eigentliche Test begann, wurde dem Besitzer der Versuchsablauf erklärt und der Hund konnte den Testraum erkunden.

Dann wurde der Hund mit einer Leine an einem Haken in der Wand befestigt. Der Besitzer setzte sich direkt hinter seinen Hund und wurde angewiesen, in keiner Weise mit seinem Hund zu interagieren.

 Nun wurden für beide Gruppen zwei neutrale Gegenstände (eine Gießkanne und ein Globus) im gleichen Abstand zum Hund auf den Boden gestellt.

 

Für beide Gruppen gab es nun eine Gewöhnungsphase.

In der Gruppe Mensch betrat dabei der Versuchsleiter den Raum, hockte sich neben einen der Gegenstände, berührte ihn und betrachtete ihn intensiv (siehe Abbildung A) – im weiteren Verlauf werde ich diesen Gegenstand als den „präferierten“ Gegenstand bezeichnen. In der Box Gruppe wurden diese „Aktionen“ von der schwarzen Box ausgeführt.

Dieser Vorgang wurde nun in beiden Gruppen mehrfach wiederholt bis der Hund sich an die Szenerie gewöhnt hatte. Der Grad der Gewöhnung wurde dadurch definiert, dass der Hund das Interesse an der Szenerie verlor und nur noch weniger als die Hälfte der Zeit zuschaute.

 

goal-directed

Abbildung aus der Publikation (http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0106530)

 

In der Testphase wurde dann die Position der beiden Gegenstände getauscht. Es gab nun zwei Varianten, wie der Versuchsleiter bzw. die Box sich verhielt:

In den „Neue Seite“-Durchgängen näherte sich der Versuchsleiter (bzw. die Box) dem präferierten Gegenstand, der sich nun auf der anderen Seite befand (Abbildung B).

In den „Neues Ziel“-Durchgängen, interagierte der Versuchsleiter (bzw. die Box) mit dem anderen Gegenstand, der sich nun auf der Position des ursprünglich präferierten Gegenstandes befand (Abbildung C).

Die Wissenschaftlerinnen maßen in beiden Varianten, wie lange die Hunde das Szenario beobachteten.

 

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen, dass die Hunde, die einem Menschen bei den Aktionen zuschauten, sich länger auf die Situation konzentrierten, wenn der Mensch das neue Objekt untersuchte aber nicht, wenn der Mensch sich für das präferierte Objekt auf seinem neuen Platz interessierte.

Im Gegensatz dazu schauten die Hunde in der Box-Gruppe länger auf das Szenario wenn sich die Box auf die neue Seite bewegte, aber nicht, wenn die Box sich dem neuen Objekt auf der alten Stelle näherte.

Die Autoren schlussfolgern aus den Resultaten, dass die Hunde das Ziel des Menschen (sich mit dem präferierten Gegenstand zu beschäftigen) erkannt haben und verwundert darüber waren, wenn der Mensch auf einmal mit dem anderen Gegenstand interagierte.

Jedoch scheinen sie sich nicht für die „Interaktion“ zwischen der Box und den Gegenständen zu interessieren.

 

Sehr ähnliche Verhaltensmuster wurden auch in Untersuchungen mit Kleinkindern und nichtmenschliche Primaten gefunden. Die Ergebnisse sind ein klarer Hinweis darauf, dass Hunde, ähnlich wie Kleinkinder in der Lage sind, die Ziele eines Menschen zu verstehen.

 

Referenz:

Marshall-Pescini S, Ceretta M, Prato-Previde E (2014) Do Domestic Dogs Understand Human Actions as Goal-Directed? PLoS ONE 9(9): e106530. doi: 10.1371/journal.pone.0106530 (Link)

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