Family Dog Project Seminar – Teil 1

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Auch dieses Jahr hat die Budapester Arbeitgruppe um Adam Miklosi ein kostenloses und weltweit übertragenes Online-Seminar veranstaltet. Verschiedene Mitglieder der Arbeitgruppe haben dabei ihre Forschungsarbeiten aus diesem Jahr vorgestellt. Hier gibt es nun den ersten Teil der Zusammenfassung dieser Vorträge:

 

Sind Roboter gute Hunde? Ein Beispiel, wie Studien zu Hundeverhalten die Entwicklung von sozialen Robotern voranbringen können.

 

Den Anfang dieses spannenden Abends macht Anna Kis. Sie spricht über Roboter. Roboter könnten in vielen Lebenssparten hilfreich sein. Zum Beispiel könnten sie einfache Arbeiten im Bereich Kranken-und Altenpflege übernehmen. Allerdings werden sie von Menschen als steif und unfreundlich wahrgenommen, was einen Einsatz erschwert. Nun fragt ihr euch sicher, was das jetzt genau mit Hunden zu tun hat?

Anna vergleicht das „Verhalten“ von Robotern mit Hundeverhalten. Genauer gesagt, schlägt sie vor, Roboter als „neue Spezies“ anzusehen und deren „Verhalten“ an das Ethogramm von Hunden anzulehnen. So könnte es eventuell möglich sein, dass Menschen tatsächlich eine Beziehung zu einem Roboter aufbauen.

In der aktuellen Studie untersucht sie, inwieweit Menschen das „Verhalten“ von einem sozialen Roboter im Vergleich zu dem Verhalten von Hunden einschätzen können. Dazu werden den Teilnehmern sowohl kurze Videosequenzen von einem Hund, als auch von einem Roboter vorgespielt. Die Bewegungen des Roboters wurden dabei dem Verhalten von Hunden in unterschiedlichen emotionalen Situationen nachempfunden.

Danach sollten die Teilnehmer beschreiben, was sie gesehen haben und eine von fünf Emotionen auswählen, die ihrer Meinung nach zu dem gezeigten Verhalten passt.

Die Probanden haben in ihren Beschreibungen sowohl dem Hund, als auch dem Roboter emotionale Zustände zugesprochen. Außerdem konnten sie sowohl für den Hund als auch für den Roboter die richtigen Emotionen zum gezeigten Verhalten zuordnen.

Diese Ergebnisse sind diesen Ergebnisse konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Robotern Emotionen zuordnen, wenn deren Ethogramm an das von Hunden angelehnt wird.

 

Die zugehörige Publikation findest du hier:

Gácsi M., Kis A., Faragó T., Janiak M., Muszyński R., Miklósi Á. 2016. Humans attribute emotions to a robot that shows simple behavioural patterns borrowed from dog behaviour. Computers in Human Behavior, 59: 411-419. doi: 10.1016/j.chb.2016.02.043


 

Der Effekt von Oxytocin auf die soziale Sensibilität bei zwei Hunderassen: Ein Vergleich zwischen Sibirian Huskies und Border Collies.

 

Krisztina Hegedűs-Kovács vergleicht den Einfluss von Oxytocin auf Siberian Huskies und Border Collies. Dazu verabreicht sie jeweils einer Gruppe Huskies und einer Gruppe Border Collies intranasal Oxytocin oder ein Placebo.

Darauf hin untersuchte sie, inwieweit die Rasse und die Gabe von Oxytocin einen Einfluss auf das Verhalten in verschiedenen Situationen hat. Zum einen wurden die Hunde mit einer unlösbaren Aufgabe konfrontiert und es wurde untersucht, wie oft sie zum Menschen schauen. Außerdem wurden sie mit einem potentiell gefährlichen Objekt konfrontiert und die Länge und Häufigkeit des Augenkontaktes zum Besitzer wurde gemessen. Des Weiteren schaute ein Versuchsleiter den Hund über einen längeren Zeitraum in die Augen und es wurde die Reaktion des Hundes darauf analysiert.

In der Aufgabe mit dem unerreichbaren Futter schauten die Hunde eher auf den Besitzer, denen Oxytocin verabreicht wurde. Die Rasse spielte dabei keine Rolle.

Wenn die Hunde mit einem potentiell gefährlichen Gegenstand konfrontiert wurden, schauten die mit Oxytocin behandelten Border Collies länger auf den Besitzer als mit Oxytocin behandelte Huskies. In den Gruppen, denen das Placebo verabreicht wurde, gab es hier keinen Unterschied.

Wenn er Versuchsleiter den Hund in die Augen schaute, verlängerte die Gabe von Oxytocin den Blick zum Versuchsleiter bei den Border Collies, verkürzte ihn allerdings bei den Huskies.

Die Studie zeigt, dass die Gabe von Oxytocin bei zwei verschiedenen Rassen unterschiedliche Auswirkungen auf die soziale Reaktionsbereitschaft hat. Während es bei der auf Kooperation gezüchteten Rasse (Border Collie) die Bereitschaft zur sozialen Interaktion erhöht, sinkt sie bei der Rasse, deren Zuchtziel eher die selbstständige Arbeit ist (Huskies).

 

Originalpublikation:

Kovács, K., Kis, A., Kanizsár, O., Hernádi, A., Gácsi, M., Topál, J. 2016. The effect of oxytocin on biological motion perception in dogs (Canis familiaris). Animal Cognition, 19: 513-522. doi: 10.1007/s10071-015-0951-4


 

Der Effekt von Oxytocin auf das Erkennen von natürlichen Bewegungen

 

Auch in der nächsten Studie, die wieder von Anna Kis präsentiert wird, dreht es sich um die Auswirkungen von Oxytocin. Diesmal wird untersucht, inwieweit Oxytocin das Erkennen von natürlichen Bewegungen beeinflusst. Auch hier gab es eine Gruppe, die das Oxytocin-Nasenspray bekam und eine Gruppe, denen ein Placebo verabreicht wurde.

 

Danach schauten sich die Hunde Videos an, in denen Punkte entweder so angeordnet waren, dass sie einem laufenden Menschen ergaben oder zufällig angeordnet waren und kein bestimmtes Muster ergaben. Wie einfach es für uns Menschen ist, diese paar Punkte als Menschen zu identifizieren, könnt ihr euch hier anschauen:

 

 

Das funktioniert sogar noch, wenn es viele zusätzliche „Ablenkungspunkte“ gibt, die

Die Frage ist nun, ob Hunde diese Bewegungen auch von einem zufälligen Muster unterscheiden können und inwieweit Oxytocin darauf einen Einfluss hat.

Dazu wurde den Hunden jeweils ein Video mit einer natürlichen Bewegung und ein Video mit einer unnatürlichen Bewegung präsentiert. Danach wird analysiert, auf welches Video die Hunde länger schauen. In dem folgenden Video seht ihr den Ablauf (hier mit zusätzlichen Ablenkungspunkten):

http://www.edge-cdn.net/video_994776?playerskin=37016

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Hunde in der Placebo-Gruppe eine Präferenz für die natürliche Bewegung zeigen, wenn es keine Ablenkungspunkte gibt. Allerdings haben sie offensichtlich Schwierigkeiten, die Bewegung zu erkennen, wenn es zusätzliche Ablenkungspunkte gibt (siehe Video oben). Hier zeigen sie nämlich keinerlei Präferenz. Interessanterweise schauen die mit Oxytocin behandelten Hunde nicht bevorzugt auf die natürliche Bewegung, sondern eher auf das zufällige Muster. Die Forscher schließen daraus, dass diese Hunde möglicherweise die Bewegung sehr schnell als solche erkennen und dann auf das andere Video schauen, was sie nicht erkennen. In der Bedingung mit den zusätzlichen Punkten scheinen auch diese Hunde, die Bewegung nicht zu erkennen.

Aus dieser Studie kann man schließen, dass Hunde natürliche Bewegungen anhand von einzelnen Punkten unterscheiden können und dass Oxytocin einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Bewegungen hat.

 

Originalpublikation:

Kovács, K., Kis, A., Kanizsár, O., Hernádi, A., Gácsi, M., Topál, J. 2016. The effect of oxytocin on biological motion perception in dogs (Canis familiaris). Animal Cognition, 19: 513-522. doi: 10.1007/s10071-015-0951-4.


 

Das Video mit allen Vorträgen findest du hier:

https://www.facebook.com/FamilyDogProject/videos/702309206590770/

 

Die weiteren Zusammenfassungen folgen in den nächsten Tagen.


 

Bildnachweis:
„Arnold!“ von Adrian Fallace/Flickr unter CC by-nd 2.0

 

 

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